Auf Calvins Spuren
Bouclier Kirche, Strasbourg © Jean-Marie Stocker
Von Bucer gedrängt, die kleine Gemeinde protestantischer, französischsprachiger Flüchtlinge zu übernehmen, verließ Calvin Genf, um 1538 nach Straßburg zu kommen. Zu dem Zeitpunkt war er 39 Jahre alt. Aus seinem dreijährigen Aufenthalt in der Stadt zog er großen Gewinn, ohne Zweifel den schönsten seines Lebens : eine glückliche Heirat, seine fruchtbare Aktivität und praktische Ausbildung im Beruf des Pfarrers… Er entwickelte eine Liturgie, bereitete den ersten Psalter in französischer Sprache vor und er wurde über die Grenzen hinaus bekannt. 1541 wurde er nach Genf zurückgerufen und blieb letztlich dort.
Die ersten Schritte auf Calvins Spuren in Straßburg gehen Sie vor dem berühmten Münster. Von Geiler von Kaysersberg vorbereitet, war die Reformation unter dem Druck von Matthias Zell zügig eingeführt worden: ab 1521 hatte er nach Luthers Ideen gepredigt (vgl. Seite Reformatoren). Da Straßburg evangelisch wurde, diente auch das Münster dem evangelischen Gottesdienst bis 1681, als die Stadt französisch wurde (abgesehen von den Jahren des Interims 1549-1561).
Über die Gassen der Altstadt gehen Sie bis zum früheren Hotel Fürstenberg, Rue des Pucelles, Nr 10. Dieses befestigte Haus, in dem Calvin regelmäßig verkehrte, gehörte dem Grafen Wilhelm von Fürstenberg, dessen Anwalt Calvin war. Auf autodidaktischem Weg hatte der Graf eine klassische Bildung erworben: hatte Jura, Hebräisch, Griechisch und auch Theologie studiert.
Die Besichtigung geht weiter mit der Überquerung der Ill und einem Spaziergang an der Rue du Maire Dietrich entlang, in Richtung Palais Universitaire. Unter den Standbildern, welche die Fassade des 1884 errichteten Gebäudes schmücken, ist Calvin der einzige französischsprachige Gelehrte. Er steht an der Seite von Martin Luther, Johann Sturm, Ulrich Zwingli und Philipp Melanchthon, dem verlängerten Arm und Nachfolger Luthers, auch Freund Calvins.
Ein Porträt von Calvin ist in der Vorhalle der benachbarten St Paul-Kirche zu sehen.
Die nächste Station ist die Rue Calvin, in der Nähe der Wilhelmer Kirche/Eglise St Guillaume. 1534 wurde hier der Gottesdienst in der lutherischen Form eingeführt.
1919 bekam die Gasse ihren heutigen Namen.
Wenn Sie am Schiffleutstaden/quai des Bateliers entlang, an der Rue Modeste Schickelé vorbeigehen, erreichen Sie die katholische Magdalenenkirche/Eglise Ste Madeleine.
Von der Kirche und dem Frauenkloster, die 1478 erbaut worden waren, und wo Calvin predigte, sind nach einem Brand im Jahr 1904 nur noch der gotische Chor und einige Bogengänge des Kreuzgangs erhalten geblieben.
NIKLAUSKIRCHE/EGLISE ST NICOLAS
Gehen Sie auf dem Schiffleutstaden/ quai des Bateliers weiter, so kommen Sie links an die Niklauskirche. Dort predigte Calvin zum allerersten Mal, am 8. September 1538.
Gehen Sie am Staden weiter und überqueren Sie die nächste Brücke: Sie kommen an der Thomaskirche vorbei; gehen Sie geradeaus weiter bis in die Salzmanngasse/ Rue Salzmann. Im Vorgängerhaus von Nr. 3 lebte Martin Bucer, der die Verantwortung für die Reformation in Straßburg trug. Er hatte Calvin im Juli 1538 kommen lassen, ihm eine Unterkunft besorgt und veranlasst, dass der Magistrat ihn zum Pfarrer der kleinen französischsprachigen Gemeinde - also der Hugenotten, die aus Frankreich geflohen waren - ernannte.
Die Geschichte des Reformators in Straßburg wird noch klarer bei einem Zwischenstopp in der Schildgasse Nr. 2, vor dem Pfarrhaus der heutigen Kirche der Rue du Bouclier. Das Haus beherbergte zahlreiche Gäste, die Kostgeld zahlten oder auch nicht. Calvin hat dort gewohnt, zuerst allein, dann nach seiner Heirat im August 1540, mit Idelette de Bure, der Witwe eines der revolutionären Führer der Wiedertäufer. Dort arbeitete er an seinen Kursen, Predigten, Veröffentlichungen und an der zweiten Auflage seiner Institutio christianae religionis (Einführung in die christliche Religion).
Im selben Hof steht die reformierte Kirche, Nachkomme der ersten, von Calvin 1538 gegründeten reformierten Gemeinde. Sie ist das Modell aller calvinistischen Kirchen, auch wenn diese kleine „Franzosenkirche“ kein eigenes Gotteshaus hatte. Die heutige Kirche konnte infolge des Toleranzediktes von Ludwig XVI. aus dem Jahr 1787 errichtet werden.
Sie gehen nun ihren Weg weiter, indem Sie in die enge Rue des Dominicains schlüpfen: das ist eine Seitengasse der Rue des Arcades, zwischen Gutenbergplatz (place Gutenberg) und Kleberplatz (place Kléber). Sie kommen vor die Neue Kirche/Temple-Neuf. Da stand bis zur Bombardierung der Stadt, 1870 die Dominikanerkirche, das dritte und letzte Gotteshaus, wo Calvin predigte (Vgl. Seite Reformatoren).
Der Rundweg endet links von der Neuen Kirche, auf dem Studentenplätzel/ Place des Etudiants, vor dem Johann Sturm Gymnasium. Sturm schlug Calvin vor, Rechts- und Theologiedozent an dieser Schule zu werden. So gab Calvin dreimal pro Woche Unterricht in lateinischer Sprache. Dabei ging es um die Exegese der Epistel des Apostels Paulus an die Römer.
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