J.F Oberlin
Fouday © Office de tourisme de la Vallée de la Bruche
Die geographische Situation des oberen Breuschtals zwischen Elsass und Lothringen, die herrschaftlichen, dann die verwaltungsmäßigen Teilungen und das Nebeneinander von vier Konfessionen (jüdisch, katholisch, protestantisch und mennonitisch) haben außergewöhnlich vielfältige Kulturschätze hinterlassen.
Im Breuschtal ist die Grafschaft des Steintals (Ban de la Roche), eine protestantische und französischsprachige Enklave, zu einem Schmelztiegel religiöser Toleranz geworden, von welcher Pfarrer Jean Frédéric Oberlin eine der Symbolfiguren war. Dort sind die Landschaften mit den Schätzen aus der Vergangenheit an allen Orten geprägt vom Engagement und vom Glauben berühmter und auch einfacher Menschen.
Zuerst besichtigen Sie die lutherische Kirche von Neuviller-la-Roche. Im neuromanischen Stil wurde sie 1859 erbaut. Das ursprüngliche Mobiliar ist ganz erhalten geblieben. Auf den Wänden stehen Bibelverse, um 1930 von einem Straßburger Dekorateur namens Riegel gemalt.
Über eine kleine Bergstraße erreichen Sie die Kirche von Wildersbach. Sie wurde 1861 erbaut, wohl am Platz eines früheren Gebetsaals. Sie besitzt, genau wie die Kirche von Neuviller-la-Roche die Gesamtheit ihrer Originaleinrichtung (Altar, Kanzel und Bänke). Der Torturm wurde später, 1891 oder 1892, erbaut.
Fahren Sie dann 3 km weiter bis zur beeindruckenden evangelischen Kirche von Rothau. 1863 im Geist der piemontesischen Renaissance erbaut, ist das Gebäude eine der seltenen Kirchen Frankreichs, die halbkreisförmig, mit einer erhöhten Fassade an die Theater der Antike erinnert. Der Innenraum mit seiner halbkreisförmigen Empore und der Kanzel ist ebenso auffällig. Die Stiehr-Mockers-Orgel ist von 1867. In der Sakristei steht ein Altar, Sandstein mit dem Datum 1762.
Folgen Sie dann der D 1420 bis nach Fouday. Die Kirche steht an der Hauptstraße. Ihr Turm, der letzte, romanische Kirchturm des Kantons Schirmeck, wurde durch Pfarrer Oberlin erhalten; der ließ 1777 das Kirchenschiff umgestalten. Versäumen Sie nicht, im Kircheninnern die Fresken aus dem 14. -15. Jh. zu besichtigen. Sie wurden 1998 restauriert. Auf dem an die Kirche angrenzenden Friedhof liegen begraben Pfarrer Oberlin, sein Sohn Henri-Gottfried, und unter weiteren bekannten Personen, Louise Scheppler.
Wenn Sie einen Abstecher zur Kirche von Solbach machen, sehen Sie einen Kampanile, einen freistehenden Glockenturm in der Nähe der 1860 erbauten Kirche. Die extreme Nüchternheit des Innenraumes steht im Gegensatz zu dem Stil, wie ihn Jean-Georges Stuber ein Jahrhundert vorher eingeführt hatte.
Fahren Sie nun zurück nach Fouday und folgen Sie der D 57 in Richtung Waldersbach. Nehmen Sie sich dort Zeit, das Oberlinmuseum zu besuchen, Montée Oberlin, 25. Dieses frühere, 2002 restaurierte Pfarrhaus beherbergt noch heute wertvolle Sammlungen, die das Leben dieses bemerkenswerten Mannes aus dem 18. Jh. vergegenwärtigen. Die interaktive Museumsgestaltung richtet sich besonders an Kinder und Jugendliche anhand von speziell für sie entwickelte Spiele und Beschäftigungen.
Einige Schritte von dort entfernt steht die evangelische Kirche, wo die Pfarrer Stuber und Oberlin nacheinander, 12 und 59 Jahre lang amtierten. Außerhalb der Kirche liegt das Grab von Oberlins Ehefrau, durch ein in die Kirchmauer eingelassenes Denkmal gekennzeichnet. Betritt man das Gotteshaus, so bemerkt man auch das Grab von Stubers Gattin und einen Gedenkstein mit einem Medaillon, das Oberlins Kopf darstellt, ein Werk des Straßburger Künstlers Ohmacht.
Einige Kilometer weiter befindet sich die Kirche von Bellefosse (67130), die neueste der Kirchen der Gemeinde Oberlins. Erbaut 1913 von dem Architekten Salomon, ebenfalls Schöpfer des Temple Neufin Straßburg, steht sie am Platz der früheren Dorfschule.
Wissenswertes:
Bellefosse ist der Geburtsort von Louise Scheppler, Oberlins Mitarbeiterin 50 Jahre lang. Sie wurde 1763 auf einem unterhalb der Kirche gelegenen Bauernhof geboren. Eine am Rathaus angebrachte Tafel erinnert an ihr beharrliches und besonnenes Handeln als „Führerin der zarten Jugend“ und als eine der ersten Leiterinnen von Kleinkinderschulen.
Beenden Sie Ihren Rundgang mit der Kirche von Belmont, die über den Resten einer Kapelle aus dem 12. Jh. erbaut wurde. Sie wurde wiederholt umgebaut und 1762 mit früheren Elementen fast ganz neu gebaut durch Jean Georges Stuber. Unbedingt zu sehen sind dabei zwei Säulen, auf denen zwei Gesichter dargestellt sind, von denen das eine die Zunge rausstreckt !
Wissenswertes:
Unweit der Kirche von Belmont entdeckte Oberlin eines Tages, im September 1769 die junge Sarah Banzet. Berührt von Oberlins Sorge um die Erziehung der „zarten Jugend“, versammelte sie die kleinen Kinder in ihrem Wohnzimmer (le poêle), lehrte sie stricken, erzählte ihnen Geschichten… Das brachte Oberlin auf den Gedanken, Strickstuben (poêles à tricoter) einzurichten, was später die Kleinkinderschulen gab.
Von La Broque aus gelangen Sie nach Salm. Dort führt ein 6 Km langer Fußpfad auf die Spuren des mennonitischen Kulturerbes in dieser Gegend. Auf dem Weg vom Wiedertäuferfriedhof zum Bauernhof Kupferschmitt entdecken Sie die außergewöhnliche Geschichte einer zutiefst friedfertigen und bodenständigen Glaubensgemeinschaft.
Von einer bemerkenswerten Weltvision getragen, ist Jean Frédéric Oberlin eine wegweisende Figur des 18. Jh. im Elsass gewesen. Auf Anfrage seines Amtsvorgängers Jean Georges Stuber nahm er 1768 die Pfarrstelle von Waldersbach an, kam also in eine gebirgige Gegend, die benachteiligt war durch schwache landwirtschaftliche Ressourcen und deren Einwohner isoliert und mittellos lebten. Auf den Spuren Stubers gab Oberlin seine Existenz für eine außergewöhnliche Erfahrung hin, die stark das Leben dieser Bevölkeung und der zukünftigen Generationen beeinflusste. Indem er in der biblischen Botschaft Antworten auf alltägliche Fragen suchte, erarbeitete der Pfarrer ein Gesellschaftsmodell, das zum Bau von Straßeninfrastrukturen, zum Aufschwung der Landwirtschaft und Textilindustrie, zur Verbesserung der gesundheitlichen Bedingungen, zur Schaffung von öffentlichen Einrichtungen und besonders zur Erziehung von kleinen Kindern führte. Oberlin unternahm zahlreichen Aktionen und schuf viele Einrichtungen, sodass die Lebensbedingungen der Einwohner sich sehr verbesserten, und sie aus der Dunkelheit ihres Elends heraustreten konnten.
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