Temple-Neuf, Metz © M. Pira
Am Ende des 16. Jahrhunderts gehörte die Hälfte der Bevölkerung der Stadt zu den Hugenotten. Aus dieser Epoche bleiben in Metz nur wenige Spuren: aufgrund des Widerrufes des Ediktes von Nantes wurden die aufeinanderfolgenden Kirchen dem Erdboden gleichgemacht. Daraufhin gab es eine große Auswanderungswelle in Richtung Berlin. Im darauffolgenden Jahrhundert lebten die Protestanten im Untergrund. Im Jahr 1803 wurde ihnen erneut ein Ort für ihre Gottesdienste gewährt, aber man muss bis zur Annektierung im Jahr 1871 warten, bis man wieder eine bedeutende Gemeinschaft findet, die von da an Kirchen und Orte für soziale Werke baut, die bis in unsere heutigen Tage noch von Nutzen sind.
Am ganz östlichen Ende des square du Luxembourg, im Winkel der Straßen Rue Belle-Isle und Rue de la Piscine erhebt sich der neugotische Turm der Garnisonskirche (Temple de garnison), der um einen Meter den Turm der Kathedrale übersteigt. Diese Kirche, die zwischen 1875 und 1881 erbaut wurde, sollte mit ihren 2400 Sitzplätzen dem Zuzug durch deutsche protestantische Soldaten gerecht werden. Im Jahr 1918 wurde die Kirche geschlossen , 1944 wurde sie durch Bombardierungen beschädigt, im Jahr 1946 brannte ihr Dach ab, daraufhin wurde das Kirchenschiff niedergerissen.
An ihrem Platz findet man heute eine Niederlassung des Hôpital Belle-Isle, das von seiner Gründung her protestantischer Herkunft ist und anfänglich von Diakonissen aus Stuttgart, später dann aus Bielefeld geführt worden ist.
An diesem Bau des Krankenhauses erkennt man leicht das ursprüngliche neugotische Gebäude von 1889, das dem Chorraum der Garnisonskirche gegenüberlag: das Mathildenstift, das damals nach einer Spenderin benannt worden ist, sollte eine Antwort des Reichs sein auf die spirituellen und gleichzeitig sanitären Bedürfnisse der Einwanderer der Annektierung. Die Pläne des ursprünglichen Krankenhauses sind von dem Architekten Tomow, der auch die Kathedrale umgebaut hat.
Und nun sind wir am Place de la Comédie vor dem Temple Neuf. Die Einweihung geschah durch einen feierlichen Gottesdienst am 14. Mai 1904, bei dem Wilhelm II. anwesend war.
Halten wir uns nun an seiner Architektur auf: hier gibt es keinen gelben Sandstein wie sonst in Metz üblich, sondern grauen Vogesensandstein ; der gotische Stil der Kathedrale, der dem Stil des französischen Klassizismus des Theaters sehr nahe ist, ist hier nicht zu sehen. Wilhem II. hat den Architekten Wahn gebeten, in allen Punkten einen Kontrast zu schaffen und der Temple entlehnt also architektonische Elemente von zahlreichen romanischen Bauwerken des mittleren Rheinlandes aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Am Portal bemerkt der aufmerksame Spaziergänger die Symbole der Evangelisten, die im Tympanon das in Gold gehaltene mystische Lamm umgeben; auf den Fassaden sieht er Fabeltiere laufen und unter dem Dach die Wasserspeier in Form von Vögeln und Fischen.
Im Viertel jenseits der Seille, in der Altstadt also, steht 41, rue Mazelle die 1893 im neuklassizistischen Stil erbaute lutherische Kirche. Es ist, nach der Garnisonskirche, der zweite evangelische Gottesdienstort, der in der Zeit der Annektierung an das deutsche Reich errichtet wurde. Sie steht diskret in der Flucht der Nachbarhäuser.
Das Tageslicht kommt durch ein Glasdach und das Glasfenster des Chors. Im Innern der Kirche ruhen mehrere Emporen auf gusseisernen Säulchen.
Das Hôtel de Heu befindet sich Nummer 19-21, rue de la Fontaine.
Im Jahr 1480 für Nicolle de Heu erbaut, galt es lange Zeit als die allerschönste Behausung der Stadt.
Diese Patrizerfamilie wurde im 16. Jh. zur treibenden Kraft der reformierten Gemeinde. Guillaume Farel, ein Freund Calvins, predigte die Reformation in Metz und während seines Aufenthaltes in den Jahren 1542 bis 1543 wurde er vorläufig in dieser Behausung untergebracht. Bemerkenswert ist links von der gewölbten Vorhalle die Wendeltreppe mit ihren schrägen Fensteröffnungen und den typisch gotischen dreipässigen Spitzbögen darüber. Der ganze Häuserblock gegenüber gehörte zum Hôpital-Nicolas, dessen Kapelle (der Kirchturm ist immer noch sichtbar) von 1541 bis 1543 verübergehend als Gottesdienstort diente.
Am Ende der Mozart-Straße, auf der linken Seite, befindet sich das Gebäude, das ursprünglich alle Werke der Inneren Mission aufnehmen sollte. Heute dient es dem Foyer Mozart und der Salle Braun.
Das Gebäude im Stil der deutschen neu-Renaissance wurde 1908 eingeweiht. Bemerkenswert sind über dem Portal das Strahlenkreuz und, in Fensterhöhe im ersten Stock, die Porträts von Luther und vom Schwedenkönig Gustav-Adolf (1594-1632), welcher im 30-jährigen Krieg der wichtigste Verbündete der Protestanten war. Ein Erker und Balkone, in strengem Stil gehalten, schmücken die Fassaden aus.
Beenden Sie Ihren Rundgang in der evangelischen Kirche von Longeville. Sie steht in der Rue du Général de Gaulle. 1908 wurde sie erbaut und zwar nachdem man sich ausführlich mit den baulichen Konsequenzen der evangelischen Liturgie befasst hatte. Dementsprechend befinden sich hier die Schlüsselelemente evangelischer Theologie immer vor dem inneren Auge des Gottesdienstbesuchers: das Wort Gottes, der Gesang der Gemeinde und die Abendmahlselemente.
Site Internet créé par
l'agence web Adipso
localisée à Strasbourg, Alsace