Mulhouse

Eine Unternehmergeschichte

Reformierte Saint-Etienne-Kirche/ Temple St Etienne Mulhouse © Valérie Meyer-Goestchy

Reformierte Saint-Etienne-Kirche/ Temple St Etienne Mulhouse © Valérie Meyer-Goestchy

Mit der Stadt Mühlhausen wird man eine Stadt entdecken, die tief geprägt ist vom Protestantismus. Im Jahre 1523 hat sie sich freiwillig der Reformation angeschlossen. Die Stadt zeichnet sich aus durch ihre industrielle Entwicklung, gepaart mit dem für Protestanten typischen Geist der Neuerung und ihrem Mut, ein Risiko einzugehen. Ähnliches findet man in den angelsächsischen Ländern.
Die theologische Überzeugung, dass das ewige Heil allein in Gottes Hand liegt, erlaubt dem Individuum, die Suche nach dem Heil nicht in den Mittelpunkt seines Lebens zu stellen.
Da der Mensch nichts zu seinem Seelenheil beitragen kann, also frei ist von der Sorge um sein eigenes Schicksal, weiß er sich dazu berufen, zu handeln an dem Ort in dieser Welt, wo Gott ihn hingestellt hat. Und zugleich, indem der Protestant jegliche Schicksalsgläubigkeit und jegliche göttliche Vorbestimmung ablehnt, welche die gesellschaftliche Ordnung zum Erstarren bringen würde, sieht er sich als Verwalter der Welt, die Gott ihm anvertraut. Er zeigt sich also verantwortlich für die wirtschaftliche und soziale Situation, die er antrifft und hat die Aufgabe, die Gesellschaft zu verändern, so dass sie einen Vorgeschmack auf das Reich Gottes gebe.
Diese utopische Einstellung der großen protestantischen Industriellenfamilien von Mühlhausen hat dazu geführt, dass sie sich an große technische sowie soziale Neuerungen heranwagten, wie beispielsweise die ersten Eisenbahnen, oder die erste öffentliche, konfessionell gemischte Schule in Frankreich.

 

INDUSTRIEGESELLSCHAFT VON MULHOUSE

Gehen Sie am Ausgang des Hauptbahnhofes nach rechts und folgen Sie den Bahngleisen. Sie stoßen auf den „Place de la Bourse“, an dem Sie die prächtigen Säulengänge und vor allem die Industriegesellschaft von Mühlhausen bemerken werden. In dieser Industriegesellschaft, die im Jahre 1826 von den protestantischen Industriellen gegründet wurde, wurden die Ideen entwickelt.

 

PROTESTANTISCHE FRIEDHOF

Am „Place de la République“ nehmen Sie die Straßenbahnlinie Nr. 1 in Richtung „Chataignier“ bis zur Haltestelle „Cité administrative“. Von dort aus nehmen Sie den Bus Nr. 10 in Richtung „Austerlitz“ bis zur Haltestelle „Cité Wagner“. Dort besichtigen Sie den protestanti-schen Friedhof. Dieser Friedhof wurde im Jahre 1872 angelegt und umfasst 12 Hektar. Ungewöhnlich ist die Teilung des Friedhofs in ei-nen jüdischen, katholischen und protestantischen Teil.

 

KLINIK DES DIAKONISSENHAUSES

Biegen Sie nach rechts ab und gehen Sie Richtung Markthalle und Boulevard „Roosevelt“. Dem Gefallenendenkmal gegenüber befindet sich die Klinik des Diakonissenhauses, 1852 von Frau Nicolas Kœchlin gegründet, um den bedürftigen Arbeitern der Dornacher Straße zu Hilfe zu kommen, deren Elendsquartiere im Zuge der Urbanisierung zerstört worden waren.Die Stiftung des Diakonissenhauses ist heute mit neun Einrichtungen im Elsass der erste Ansprechpartner im privaten Gesundheitswesen.

 

REFORMIERTE ST JEAN-KIRCHE/ TEMPLE ST JEAN

Das Gebäude ist im Jahre 1836 erbaut worden. Die reformierte Gemeinde dagegen ist schon im Jahr 1661 gegründet worden. In den Kirchen Saint-Etienne und Saint-Paul wurde deutsch gesprochen, wie es im Elsass üblich war. Die Kirche Saint-Jean ist errichtet worden für die hugenottischen Offiziere, die in Neuf-Brisach stationiert waren und nur französisch sprachen. Sie beantragten damals das Wohnrecht in der Republik Mühlhausen. Die Kirche grenzte unmittelbar an die Synagoge an, die im Jahr 1849 von Jean-Baptiste Schacre erbaut worden war.

 

REFORMIERTE ST ETIENNE KIRCHE/TEMPLE ST ETIENNE

Über die „Rue des trois Rois“ erreicht man das historische Zentrum, in dem man am „place de la Réunion“ die Kirche Saint-Étienne besuchen kann. Sie ist mit 97 m Raumhöhe der höchste Sakralbau, der von Protestanten in Europa errichtet worden ist. Sie wurde erbaut zwischen 1859 und 1866. Die gewaltigen Dimensionen dieser Kirche zeigen den Stolz über den wirtschaftlichen Erfolg der Stadt. Die Kirche wurde im neugotischen Stil gebaut, um dort Fenster aus dem 14. Jh. einzubauen. Diese stammen aus dem Chorraum einer älteren Kirche, in der schon im 16. Jh. reformierte Gottesdienste gefeiert wurden. Die Kirche ist heute noch das Gotteshaus der protestantischen Gemeinde des Stadtzentrums, ist aber gleichzeitig eine kulturelle Begegnungsstätte mit zahlreichen Ausstellungen, fast 70 Konzerten pro Jahr und mehr als 85000 Besuchern jährlich.

 

RATHAUS

Auf dem „place de la Réunion“ erkennt man die vielen Fassaden der Re-naissance-Zeit, die eleganten Türmchen des Mieg-Hauses aus dem Jahr 1560 sowie das Rathaus aus dem Jahr 1552. An dessen Mauer findet sich eine Nachbildung des „Klappersteins“. Das Original ist aus rosafarbenem Sandstein und befindet sich im historischen Museum. Der Stein lag ursprünglich in der Kirche und wurde einem Lügner von dem Pastor um den Hals gehängt, im Rahmen der kirchlichen und bürgerlichen Disziplin in der calvinistischen Republik.

 

KUNSTMUSEUM/MUSÉE DES BEAUX-ARTS

Kehren Sie nun über die „Rue Guillaume Tell“ zum Bahnhof zurück. Am „Place Guillaume Tell“ können Sie das Kunstmuseum besuchen. Es wurde 1864 von der Industriegesellschaft errichtet, um die lokalen Künstler zu würdigen. Dort befinden sich bedeutende Sammlungen von Werken aus Mühlhausen, darunter zahlreiche zeitgenössische Künstler.

 

STOFFDRUCKMUSEUM

Wenn Sie die „rue de la Sinne“ erreichen, gehen Sie weiter geradeaus bis zur „avenue Clémenceau“ und überqueren Sie das erstaunliche, ringförmige Gebäude, um dann nach links auf die „rue Jean-Jacques Henner“ abzubiegen. Dort liegt das Stoffdruckmuseum. Entdecken Sie die ganze Geschichte des industriellen und textilen Protestantismus anhand seiner Stoffkreationen. Seit 1833 werden sie aufbewahrt dank der Initiative der Industriegesellschaft. Nach diesem Besuch, kehren Sie zum Bahnhof zurück, um einen Bus der Linie 30 in Richtung „Nathalie“ zu nehmen, um diesen Tag mit einem Besuch im Zoo von Mühlhausen ausklingen zu lassen.


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